Therapie-Angebot

Psychotherapie

Die genaue Definition dieser Arbeit in den Psychotherapie-Richtlinien lautet wie folgt: „Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie umfasst ätiologisch (ursächlich) orientierte Psychotherapieformen, mit welchen die unbewusste Psychodynamik aktuell wirksamer neurotischer Konflikte und struktureller Störungen unter Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand behandelt werden.“

Es werden also zunächst zwei „Eckpfeiler“ benannt, die hinsichtlich Diagnostik und darauf basierendem therapeutischen Vorgehen betrachtet werden:

 

  • Der Neurotische Konflikt
    • Analytische Therapeut*innen gehen in ihrer Arbeit davon aus, dass es 4 sogenannte Grundkonflikte gibt (Grundkonflikt der Nähe, der Bindung, der Autonomie und der Identität). Diese haben ihre je spezifische Ausprägung bei der/dem Einzelnen auf Grund komplexer Interaktionen zwischen der genetischen Veranlagung und Umweltbedingungen (frühe Beziehungen, Krankheiten, soziale, geschichtliche Faktoren,…) erfahren.
    • In den Konflikten werden, über das gesamte Leben hinweg, polare Gegensätze verhandelt, z. B. wird davon ausgegangen, dass es im Grundkonflikt der Bindung ein Bedürfnis nach einer stützenden, sorgenden nahen Personen gibt. Gleichzeitig besteht z. B. auf Grund früher Mangelerfahrungen die wiederum unbewusste Überzeugung, dass Menschen enttäuschen, eben nicht wohlwollend und versorgend sind, ja die Person selbst, die das Bedürfnis in sich spürt, fühlt sich deswegen schlecht („Ich bin ein schlechter Mensch. Ich bin gierig,…“).
    • Aus den basalen Grundkonflikten werden in den ersten Sitzungen (= Probatorik) aktuell wirksame Konflikte abgeleitet, von denen angenommen wird, dass sie mit dem Entstehen der Schwierigkeiten und Symptome in einem Zusammenhang stehen. Wiederum am Beispiel: Ein aus dem Grundkonflikt der Bindung abgeleiteter Konflikt ist der „Konflikt zwischen Versorgungsbedürfnissen und Schuld“. Zu denken ist hier u. a. an die Personen mit „Helfersyndrom“, die sich selbst aufopfern und anderen geben können, was sie sich selbst oft genug verwehren.
    • Da diese Konflikte i. d. R. unbewusst sind – mir ist z. B. gar nicht klar, dass ich mir das, was ich anderen gebe, doch gern auch selbst geben würde und dass ich die/derjenige bin, die/der sich das verweigert (jedenfalls nicht dafür aktiv kämpft) und Gefühle von Schuld, Gier,… damit verbindet – meinte einer meiner Lehrer, „unsere Therapie lebe vom Aufdecken des inneren Widerspruchs“ (König)
    • In der Therapie würden wir entsprechend daran arbeiten, diesen inneren Widerspruch – vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte und der Frage: Wie bin ich die/der geworden? - zu verstehen und mögliche Veränderungen hinsichtlich aktueller Verstehens- und Handlungsweisen zu entwickeln. Konkret: Wie schaffe ICH es, besser für MICH zu sorgen?

 

  • Die Struktur oder strukturelle Störung
    • Neuere analytische Therapierichtungen gehen davon aus, dass es neben dem Konflikt wichtig sei, das sog. Strukturniveau der Patient*innen mit zu beachten. Erfasst werden soll der „Entwicklungsstand bzw. Reifegrad der psychischen Funktionen“ eines Menschen. Leider wirkt die analytische Sprache häufig sehr abwertend – ich finde auch hier. Gemeint ist aber etwas in meinen Augen sehr Wichtiges. Nehmen wir an, ich würde noch zu der Generation gehören, deren Eltern die Kriegszeit mit all den Überlebenskämpfen erleben mussten. Diese Eltern hatten häufig keine Zeit und es stand ihnen (verständlicher Weise) auch nicht der Sinn danach, besonders feinfühlig mit ihren Kindern umzugehen (wie es heute – auch verständlicher und wichtiger Weise gefordert wird). Es ging um das nackte Überleben, emotionales Gedöns, ein Einstimmen auf die kindlichen Bedürfnisse war da nicht dran. Entwicklungspsychologen gehen heute aber u. a. davon aus, dass es für die kindliche Entwicklung und psychische Gesundheit sehr wichtig ist, dass und wie wir als Kinder von unseren nahen Bezugspersonen wahrgenommen und behandelt worden sind (Hier bestätigt die neue Forschung die Thesen des alten Freud.). Fähigkeiten wie sich selbst wahrzunehmen (Wie geht es mir?), diese Wahrnehmung zu differenzieren (Bin ich wütend, traurig,…?) und gegebenenfalls konstruktiv umzusetzen (Ich hole mir Hilfe oder ich sage: Nein!) - aber auch die Fähigkeit, sich selbst zu lieben und anzunehmen hängen damit eng zusammen… und können in der Therapie – auch wenn das häufig ein kleinschrittiger Prozess ist – nachgelernt werden.
    • Nebenbei: Das Beispiel soll auch verdeutlichen, dass es in der Therapie hinsichtlich der Eltern nicht um Be-schuldigung geht – sondern um ein wohlwollendes, aber klärendes Verstehen.

 

Für mich kommt hier unabdingbar noch ein dritter „Eckpfeiler“ hinzu:

  • Die Traumatisierung
    • Hierbei werden verschiedene Typen unterschieden, die ich an dieser Stelle nicht alle aufführen und differenzieren will.
    • Je nach Komplexität, z. B. Einfach- vs. Mehrfachtraumatisierungen oder Vorliegen einer Traumatisierung + Konflikt + Schwierigkeiten hinsichtlich struktureller Fertigkeiten kommen unterschiedliche Vorgehensweisen und Techniken (z. B. EMDR) in der Therapie zum Einsatz.


In der Definition (s.o.) wird weiterhin von „Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand“ gesprochen.

  • Übertragung
    • meint die Annahme, dass wir alle eine bestimmte Brille aufhaben. Das heißt: Bin ich mit einem selbstbewussten, liebevollen Vater aufgewachsen, der mir gegenüber voll Interesse war, gern mit mir Dinge unternommen hat, bei dem ich den Glanz in den Augen angesichts meiner Person sehen konnte, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ich mit den Vorannahmen durch das Leben gehe, dass ich a) eine wertvolle, weibliche Person bin, dass b) Männer hilfreiche und liebenswerte Wesen sind und dass ich (sollte ich dem männlichen Geschlecht zugeneigt sein) c) ein Recht auf ein ebenso gutes Exemplar habe, wie das mein Vater ist/war und schließlich, dass d) wir gut zusammen klar kommen werden. Diese „Vorannahmen oder positiven Vorurteile“ werden in der therapeutischen Beziehung – wie in jeder anderen Beziehung auch – wirksam und können gemeinsam betrachtet und verstanden werden.

 Gegenübertragung

    • meint die Gefühle, Gedanken, körperliche Sensationen, die in mir beim Zusammensein mit der Patientin/dem Patienten entstehen. Sie sind eine Mischung aus eigenen Impulsen und – so die analytische Annahme – ein Wiederhall des anderen in mir. Wiederum ein Beispiel: Manchmal kommen Menschen in die Therapie und sind ganz starr. Sie erzählen schlimme Dinge ohne jedes Gefühl. Sie wirken wie emotional abgeschaltet. Und manchmal wird dann die Traurigkeit in mir ganz groß. Das heißt nicht, dass ich davon umgerissen werde und meine Handlungsfähigkeit verliere – aber ich spüre sie sehr deutlich. Wenn ich den Eindruck habe, das könnte hilfreich sein, benenne ich dieses Gefühl und nicht so selten werden Blockaden in der Patientin/Patienten gelöst: Auch sie/er darf nun traurig sein – wir er-tragen und würdigen das zu Betrauernde gemeinsam.
  • Widerstand
    • ist eine analytische Idee, die u. a. aus der Beobachtung entwickelt wurde, dass manchmal die Patienten Dinge nicht wahrhaben wollen oder sich gegen eine dringend notwendige Veränderung wehren. Wurde das früher (und leider auch heute noch zu häufig) als fehlende Motivation und Veränderungswille,… betrachtet, werte ich „Widerstand“ als wichtigen und unbedingt ernst zu nehmenden Hinweis, dass es (meist unbewusste) gute Gründe dafür gibt, sich eben nicht zu ändern. Mit einer Haltung der Neugier und des Wohlwollens gehen wir – Patientin/Patient und ich – dann auf die gemeinsame Suche nach den Gründen, die eher für Bewahren, denn Veränderung sprechen – und wägen ab.


Innerhalb der durch Krankassen finanzierten Einzelpsychotherapie liegt der Fokus, da ich an die Richtlinien der Kassenärztlichen Vereinigung gebunden bin, natürlich auf der tiefenpsychologischen Therapieschule. Allerdings scheint mir (nicht nur) ein „Blick über den Tellerrand“ eine unabdingbare Voraussetzung, um eine gute und möglichst vielen Patient*innen/Klient*innen hilfreiche Arbeit anbieten zu können. Je nachdem binde ich entsprechend Ideen anderer Schulen zu Entstehung/Aufrechterhaltung sowie therapeutischem Vorgehen in die Therapie ein.

Auch nehme ich – mit fortschreitendem Wissen und Erfahrung – zunehmend mehr Möglichkeiten wahr, die verschiedenen Ansätze zu integrieren. So arbeite ich besonders gern mit „Inneren Anteilen“. Dieses Vorgehen bietet die Möglichkeit, analytische Ideen z. B. zu Konflikten mit systemischen zu verbinden. Indem ich also z. B. einen inneren Widerstand als jungen, verunsicherten Mädchen-Anteil denke, der Angst davor hat, zu den Forderungen der Chefin nein zu sagen, aus Furcht, die Chefin könnte dann z. B. mit Zurückweisung reagieren, ist es mir möglich die „guten Gründe“ zu sehen und wir können in die Verhandlung gehen, welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind. Wir können schauen, ob es noch andere „Stimmen“ dazu gibt und hören, was diese Wichtiges dazu zu sagen haben.
Innere Anteile spielen aber z. B auch in der Traumatherapie eine große Rolle. Die Arbeit mit ihnen kann betroffene Personen unglaublich entlasten und gleichzeitig dazu führen, dass es möglich wird, wieder die Kapitänin/der Kapitän auf dem Schiff namens Mein Leben zu werden.

Meine Arbeit ist getragen von der Achtung vor meinen Patient*innen/Klient*innen sowie von der Anerkennung und Würdigung des erfahrenen Leides, aber auch der vorhandenen Stärke und dem Willen (besser) zu leben. Sie sind für mich – trotz oder vielleicht gerade wegen allem - die Kundigen ihres Lebens, die den Mut haben, ihre Geschichte mit mir zu teilen.
Psychotherapie ist für mich eine GEMEINSAME Arbeit – mit mir als Fachfrau für die Psyche, ihren beeindruckenden Fähigkeiten und manchmal anstrengenden Konsequenzen und Ihnen als Fach-Mensch für das eigene So – geworden – sein und – werden.